Dienstag, 16. März 2022:
Direkt einen Tag nach den ersten Telefonaten mit Michael Erbach und Timo Moosmann (beide Firma ERO GmbH), traf ich mich an der Lagerhalle zur Übergabe der Schlüssel. Von nun an konnte ich gezielt auch Sachspenden annehmen, da ich nun den hierfür erforderlichen Platz mit der 600 Quadratmeter großen Lagerhalle hatte. Ich überlegte, wie ich dies in den kommenden Woche am idealsten umsetzen kann. Außerdem plante ich schon eine zweite Hilfsfahrt an die ukrainisch/polnische Grenze, die nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Mittwoch 17. März 2022:
Ich wollte nun einen gezielten Aufruf starten, damit viele Menschen auf die Möglichkeit einer Sachspende aufmerksam werden. Ich nutzte neben den sozialen Medien auch Kontakte zu den lokalen Zeitungen, um schon direkt einen Sammeltag in unserer Lagerhalle am kommenden Samstag zu starten.
Das konnte ich natürlich nicht alleine stemmen und es kamen eine Vielzahl von Freiwilligen aus der Familie, dem Freundeskreis, oder auch mir bis dato noch unbekannten Personen auf mich zu und boten ihre Unterstützung an.
Ab diesem Zeitpunkt war das Projekt keine "One-Man-Show" mehr und ich führe ab jetzt meinen Bericht in der "WIR"-Form weiter fort.
Freitag, 19. März 2022:
Außerdem war uns nun auch bewusst, schnellstmöglich das gesamte Vorhaben auf rechtlich sichere Beine stellen zu müssen. Allein schon vor dem Hintergrund Spendenquittungen ausstellen zu können, um somit größere Spendenbeträge auch von Unternehmen erhalten zu können.
Also gründeten wir noch an diesem Freitag mit sechs Mitstreitern den Verein Hunsrück hilft e.V. Ein langjähriger Freund und Anwalt kümmerte sich mit seiner Kanzlei komplett um die gesamte Vereinsgründung. Eine Satzung musste geschrieben werden, der Verein wurde beim zuständigen Amtsgericht angemeldet. Außerdem war eine Registrierung für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt notwendig. Die Übernahme dieses gesamten formalen Aktes, ermöglichte es uns den Kopf und die Energie voll und ganz auf das Hilfsprojekt legen zu können.
Was uns hier vorausschauend bereits wichtig war: Den Verein gründeten wir nicht nur zur Unterstützung temporär für die Menschen der Ukraine, sondern allgemein um zukünftig Menschen die durch Katastrophen, Kriege oder anderes Leid betroffen sind, zu unterstützen.
Den Namen für den Verein hatten wir innerhalb weniger Minuten gefunden.
Wir fanden schnell tatkräftige Unterstützer für die Hilfesammlungen und die Hilfsfahrten in den kommenden Monaten. Letztlich konnten wir auf über 50 Helferinnen und Helfer zurückgreifen.
Da es nun einen Tag vor unserer ersten Sachgütersammlungsaktion in Niederkumbd war, galt es noch vieles vorbereitend zu tun.
Samstag, 20. März 2022:
Bereits eine Stunde vor der offiziellen Eröffnung unserer Hilfsgütersammlung standen eine Vielzahl Fahrzeuge an der Zufahrt zu unserer Lagerhalle. Menschen aus nah und fern, die durch die Presse und unsere Aufrufe in den sozialen Medien aufmerksam wurden, warteten mit ihren vielfältigen Hilfsgütern.
Bis zur Schließung der ersten Sammlung am Abend fanden unzählige Menschen den Weg zu unserer Lagerhalle.
Bis zum späten Abend haben wir die Hilfsgüter sortiert und in rund 160 Kartons gepackt. 18 Europaletten kamen so mit Hilfsgütern am ersten Sammeltag zusammen! Wir waren alle müde und geschafft, aber durch diese riesige Unterstützung auch absolut berührt. Das spornte uns auch an, in den nachfolgenden Wochenenden hier genauso weiterzumachen.
ab Samstag, 20. März 2022:
Nicht nur am Wochenende kamen private Spenderinnen und Spender zu uns. Auch Firmen wollten unser Hilfsprojekt mit Sachgütern unterstützen. So erhielten wir eine Vielzahl weiterer Hilfsgüter, auch unter der Woche an unsere Halle geliefert. Erwähnenswert ist beispielsweise die Spende einer Fluggesellschaft von über 12.000 Packungen mit Schmerzmitteln.
In den nachfolgenden Wochen packten wir mit unserem großartigen Helferteam in unzähligen Stunden weitere Kisten und Kartons, beschrifteten diese und packten sie auf Paletten.
Neben der logistischen Abwicklung der Hilfsgüterspenden, planten wir auch weitere Hilfsfahrten um Menschen an der polnisch-ukrainischen Grenze abzuholen und ihnen Wohnraum im sicheren Deutschland zu vermitteln.
Unsere zweite Hilfsfahrt, erneut mit drei Kleinbussen, fand schon ab dem 26. März für weitere drei Tage statt. 15 weitere geflüchtete Menschen konnten wir bei dieser Fahrt, mit dem gleichen Ablauf der ersten Fahrt, nach Deutschland und zu Gastfamilien im Raum Heidelberg, Frankfurt und dem Hunsrück bringen.
Bis Ende April 2022 führten wir dann noch zwei weitere Hilfsfahrten durch. Hier mal die Zahlen, die wir durch die Hilfsfahrten generiert haben und was wir hiermit erreichen konnten.
Ein herzliches Dankeschön an alle Helferinnen und Helfer, sowie Unterstützer, die die enormen finanziellen Aufwendungen hierfür überhaupt erst ermöglicht haben!
Hilfsfahrtenübersicht:
4 Hilfsfahrten
11 Kleintransporter
22 Freiwillige Fahrer
Unfallfreie 36.000 km Gesamtfahrdistanz
70 Kinder, Frauen und Männer (3) an der Grenze abgeholt, nach Deutschland gebracht und ihnen dort Wohnraum vermittelt
Kosten in Höhe von rund 11.000 EUR für Anmietung weiterer Kleinbusse, Hotelübernachtungen und Verpflegungen, Benzinkosten und Mautgebühren
Samstag, 02. April 2022
Dieser Tag war für uns alle ein ganz besonderer. Wir haben es tatsächlich geschafft, innerhalb der vergangenen knapp vier Wochen so viele Hilfsgüter zu sammeln oder gezielt in großen Mengen zu kaufen, dass wir einen ganzen 40 t LKW benötigten, um die vielen Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen. Auch hier konnten wir mit Unterstützung unserer Kontakte in der Ukraine, einen LKW zu einem verhältnismäßig geringen Preis, für uns chartern. Nach rund drei Stunden war es geschafft und der erste 40t LKW machte sich vom Hunsrück aus auf den direkten Weg in die rund 2.500 km entfernte ukrainische Großstadt Charkiw. Hier kümmerte sich unsere Partner-Hilfsorganisation "Time to act togehter" aus der Ukraine um die Verteilung der vielen Hilfsgüter an die hilfsbedürftigen Menschen, Krankenhäuser, Apotheken usw.
Die weiteren Monate bis Ende August 2022:
In den folgenden vier Monaten gelang es uns zwei weitere LKWs vom Hunsrück aus vollgeladen mit dringend benötigten Hilfsgütern in die Ukraine zu schicken. Insgesamt kamen wir so auf eine Anzahl von knapp 100 Paletten mit Hilfsgütern, die wir mittels der Kleinbusse, sowie mit den drei großen LKWs, in die Ukraine gebracht haben.
Für den dritten großen LKW packten unsere fleißigen Helferinnen und Helfer mehrere hundert sogenannter "Care-Pakete": Kartons in der Größe eines Schuhkartons voll mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, usw. Mit dem Inhalt eines solchen Kartons war eine Person in der Ukraine rund 5 Tage versorgt. Gerade für ältere Menschen war das Verlassen ihrer Heimat und die anstrengen Strapazen einer Flucht über den Landweg über mehrere tausend Kilometer nicht möglich.
Auch hier halfen uns unsere ukrainischen Kontakte vor Ort und verteilten die Care-Pakete gezielt an Menschen im Osten des Landes, die dringend darauf angewiesen waren.
Unterstützt wurden wir für die entstehenden Transportkosten der beiden LKWs außerdem durch die Westerwälder Hilfsorganisation "Fluchtpate" sowie einem Handwerksbetrieb aus dem hohen Norden Deutschlands.
Was wir parallel noch in unserer Lagerhalle einrichteten war eine Kleider- und Spielzeugbörse. Diese war für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine, die auf dem Hunsrück bei Gastfamilien aufgenommen wurden. Hier kamen hunderte Menschen in den folgenden Wochen, die sich mit dem nötigsten ausstatten konnten.
Da es mit der Spendenbereitschaft in Deutschland ab Mitte August 2022 merklich zurück ging, entschieden wir uns durchzuatmen, Ideen zu entwickeln, wie wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal die Menschen der Ukraine unterstützen können.
Bis zu diesem Zeitpunkt (August 2022) haben wir durch den zusätzlichen Kauf von großen Mengen Hilfsgütern, den Kosten für die Hilfsfahrten und den Transportkosten der LKW seit Beginn des Hilfsprojekts im März rund 33.000 EUR Spendengelder investiert.
Im November 2022 kam dann von unseren ukrainischen Kontakten der Bedarf nach Rettung- und Feuerwehrfahrzeugen auf. Wir zögerten nicht lange und starteten unser neues Hilfsprojekt "Rettungsfahrzeuge für die Ukraine".
Der erste 40t LKW startet vom Hunsrück aus mit Hilfsgütern in die Ukraine. Zwei weitere 40t LKW folgten in den nächsten Wochen.
Die Beladung mit dringend benötigten Hilfsgütern an unserer Lagerhalle in Niederkumbd. Drei 40t LKW waren es innerhalb von nur vier Monaten.
An unserer Lagerhalle in Niederkumbd gab es über Wochen immer sehr viel zu tun. Kisten packen, Hilfsgüter sortieren, Paletten fertig machen, Kisten beschriften, Kleider- und Spielzeugbörse einräumen und vieles mehr.
Verladung der 50. Palette mit Hilfsgütern
Das Helferteam von unserem Verein bei einem der Verladevorgänge eines 40t LKW an unserem Lager in Niederkumbd.
Unsere Helfer packen mehrere Hundert "Care Pakete", die einen Mensch mit dem notwendigsten für rund 5 Tage versorgt.
Der dritte 40t LKW wird mit vielen Hilfsgüterpaletten an unserem Lager beladen.
Der Blick in die Kleider- und Spielzeugbörse in unserer Lagerhalle. Sogar eine Vielzahl sehr gut erhaltener Kinderfahrräder konnten wir hier leuchtenden Kinderaugen übergeben.
Insgesamt vier Hilfsfahrten führten wir an die polnisch-ukrainische Grenze erfolgreich durch. 70 geflüchtete Menschen konnten wir nach Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg bringen. Inklusive der Vermittlung des entsprechenden Wohnraums!
Weitere Impressionen von unseren Hilfsfahrten an die polnisch-ukrainische Grenze.
Ein Foto unserer ukrainischen Kontakte, die die Verteilung der Care-Pakete im Osten des Landes zeigen.
Unsere erste Erwähnung in der Presse (Rhein-Zeitung vom 18.03.2022 mit einem Aufruf für unsere Hilfsgütersammelaktion.
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